Am Freitag, den 20. Juni 2025, unternahmen 29 Teilnehmende eine eindrucksvolle und bewegende Gedenkstättenfahrt zur KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica. Dies war die 11. Gedenkstättenfahrt, die wir als IG Metall Bielefeld angeboten haben. Die Initiative für dieses jährliche Angebot kam vor über 10 Jahren aus dem Seniorenarbeitskreis, es wurden inzwischen schon sehr unterschiedliche Gedenkstätten gemeinsam besucht und damit ein wichtiger Beitrag im Rahmen der Bildungs- und Erinnerungskultur geleistet.
Anreise und Beginn
Die Gruppe traf sich pünktlich um 9:00 Uhr in der Bahnhofshalle Bielefeld und fuhr gemeinsam mit dem Zug um 9:24 Uhr nach Porta Westfalica. Nach der Ankunft begann das Programm vor Ort gegen 10:30 Uhr mit einer Führung durch die Stollenanlagen, die etwa 90 bis 120 Minuten dauerte.
Zur Gedenkstätte Porta Westfalica
Die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica erinnert an die drei Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme, die in den Jahren 1944 und 1945 in der Region eingerichtet wurden. Etwa 3.000 Häftlinge wurden damals unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit gezwungen – insbesondere beim Ausbau der unterirdischen Stollenanlage „Dachs I“ im Jakobsberg, die der Rüstungsproduktion dienen sollte.
Die Gedenkstätte wurde 2009 als Verein gegründet und verfolgt das Ziel, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und einen Lernort für die Öffentlichkeit zu schaffen. Seit 2016 ist die Stollenanlage im Rahmen von Führungen zugänglich. Die Ausstellung „Am Ende des Tunnels kein Licht“ dokumentiert eindrucksvoll die Geschichte der Lager, die Lebensbedingungen der Häftlinge und die Verflechtung von NS-Ideologie und wirtschaftlichen Interessen.
Die Gedenkstätte versteht sich nicht nur als Ort des Gedenkens, sondern auch als Plattform für Bildungsarbeit, Forschung und gesellschaftlichen Dialog. Sie zeigt exemplarisch, wie tief das System der Konzentrationslager in den Alltag vieler deutscher Städte und Gemeinden eingebettet war – und wie wichtig es ist, diese Geschichte sichtbar zu machen.
Stollenführung
Die Stollen, die während des Zweiten Weltkriegs von Zwangsarbeitern unter unmenschlichen Bedingungen in den Berg getrieben wurden, dienten der Rüstungsproduktion. Die Führung vermittelte eindrücklich die historischen Hintergründe, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge sowie die Bedeutung des Ortes als Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Die konstant niedrige Temperatur von etwa 10 Grad im Stollen machte die Notwendigkeit angemessener Kleidung deutlich.
Mahnmal und Mittagspause
Im Anschluss an die Stollenführung begab sich die Gruppe gegen 12:00 Uhr zum Mahnmal in Porta, wo in stillem Gedenken der Opfer gedacht wurde. Gegen 12:30 Uhr fand eine gemeinsame Mittagspause im Bürgerhaus statt, bei der ein kleiner Snack gereicht wurde und Gelegenheit zum Austausch bestand.
Spurensuche und Ausstellung
Am Nachmittag, gegen 14:00 Uhr, begab sich die Gruppe auf eine „Spurensuche“ auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Kaiserhof, das ebenfalls Teil der historischen Aufarbeitung ist. Um 15:00 Uhr folgte der Besuch der Ausstellung, die weitere Einblicke in die Geschichte des Ortes und die Schicksale der Zwangsarbeiter bot. In einem lockeren Austausch konnten offene Fragen geklärt und Eindrücke geteilt werden.
Rückfahrt und Fazit
Die Rückfahrt erfolgte spätestens um 16:00 Uhr ab Bahnhof Porta. Die Teilnehmenden zeigten sich tief bewegt von den Eindrücken des Tages. Die Fahrt bot nicht nur historische Informationen, sondern auch Raum für Reflexion und gemeinsames Gedenken. Ein besonderer Dank gilt dem Verein der Gedenkstätte, der die Gruppe intensiv unterstützte.
Bedeutung für die Gegenwart
Gerade in der heutigen Zeit, in der demokratische Werte zunehmend unter Druck geraten und rechtsextreme Tendenzen wieder sichtbarer werden, ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte wichtiger denn je. Gedenkstättenfahrten wie diese leisten einen zentralen Beitrag zur Erinnerungskultur. Sie machen Geschichte erfahrbar, fördern Empathie und stärken das Bewusstsein für Menschenrechte und gesellschaftliche Verantwortung.
Die persönliche Begegnung mit historischen Orten und Schicksalen sensibilisiert für die Gefahren von Ausgrenzung, Hass und autoritären Ideologien. Sie erinnert uns daran, dass Demokratie, Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern täglich verteidigt werden müssen. Die Gedenkstättenfahrt nach Porta Westfalica war somit nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch ein Appell für die Zukunft:
Nie wieder!